11. November - St. Martin oder ist mir das Heilige noch heilig

St Martin (c) Weggemeinschaft BBB
Datum:
Mi. 28. Okt. 2020
Von:
Diakon Wolfgang Türlings

Vor kurzem bekam ich eine kleine Diskussion zwischen einer Mutter und Ihrem Filius mit:

Sag mal“, fragte die Mutter ihren Sohn, „ist dir eigentlich gar nichts mehr heilig?“ Da schien der Junge wohl etwas für die Familie sehr Wichtiges beschädigt oder missachtet zu haben.

Kurz zuvor hatte ich zugesagt, ein paar Worte zum Heiligen Martin an seinem Fest dem 11. November zu schreiben.

Sofort purzelten die Gedanken in meinem Kopf. Hatte nicht auch ich immer wieder die Frage der Heiligkeit und der Heiligen allgemein zum Thema? Bei den Taufen zum Beispiel werden die heiligen Namenspatrone der Täuflinge und deren Familien um ihren Beistand für das Leben der Kinder angerufen.

Wie wichtig sind uns die Heiligen und wie wichtig ist uns das Heilige ganz allgemein? Was ist mir und dir eigentlich (noch) heilig? Diese Frage wurde ich nicht mehr los.

Ganz aktuell sind es natürlich die Heiligen dieser jahresendlichen Zeit, die uns beschäftigen: Der Heilige Martin am 11. November und der Heilige Nikolaus am 6. Dezember sind noch ganz populäre, in unserer Wahrnehmung präsente Heilige. Wenngleich natürlich leider das aus den USA gekommene und überhaupt nicht heilige Halloween bedauerlicherweise die Wertschätzung unserer Glaubensvorbilder zunehmend in den Hintergrund drängt.

Und damit ist das Problem eigentlich auch schon hinlänglich beschrieben: Wenn der Reitersoldat Martin, so die Legende, seinen Mantel mit einem Bettler teilt, so steht er bis heute für die Fülle der christlichen Werte der Hilfsbereitschaft, Solidarität und Nächstenliebe.

Martin tat etwas, das niemand von ihm hätte erwarten oder gar fordern können, sein Handeln war schlicht und einfach selbstlos. Sein Mantelteilen stand in krassem Gegensatz zu seinem Beruf der Härte und Unnachgiebigkeit den Schwächeren gegenüber.

Kann da ein „Süßes oder Saures?“ das uns an Halloween entgegenschallt, mithalten? Welcher Wert an sich ist darin enthalten? Nein, ich will den Kindern nicht die Freude stehlen, auf keinen Fall. Aber ich darf mich doch auch noch daran erinnern, dass es für mich als Kind üblich war nach dem Martinszug von Haus zu Haus zu ziehen und mit eben diesem Hintergrund ebenfalls Süßigkeiten einzuheimsen. Da war nicht weniger Freude!

Und so führt mich die Frage vom Heiligen Martin fast zwangsläufig zu der Frage was mir denn darüber hinaus heilig ist in meinem Leben?

Was unheilig geworden ist zeigt sich jeden Tag im menschlichen Miteinander, in Politik und Wirtschaft, im ganzen Leben. Wäre es nicht an der Zeit einfach mal ein paar Gänge zurück zu schalten und dem, was uns doch viele Jahrzehnte gut durch das Leben getragen hat, wieder eine breitere Zuwendung zu schenken?

Die Heiligen, diese ach so antiquierten Merkwürdigkeiten für manchen Mitmenschen und ganz besonders der Heilige Martin sind aktueller, ja notwendiger denn je.

Sag mal, was ist dir eigentlich noch heilig?

Ihr und Euer Diakon W. Türlings