Fing unser Herz nicht Feuer?!

Ikone Emaus (c) Misereor
Datum:
Sa. 27. März 2021
Von:
Alexandra Scherrers

Diese Ikone „Der Weg nach Emmaus und das Brechen des Brotes“ wurde von Bruder Elias OSB geschrieben – im Benediktinerkloster Nütschau zwischen Hamburg und Lübeck gelegen.
Sie zeigt die Darstellung der Emmaus-Jünger, die dem „fremden“ Jesus begegnen. Schauen wir genau hin, ist neben Klopas, dem Jünger, der namentlich genannt wird, eine Frau, also eine Jüngerin zu sehen. Der zweite Jünger, er wird in der Geschichte einfach mit genannt. Es könnte aber wirklich eine Frau gewesen sein: 
Nach Jesu Tod am Kreuz lebten die Jünger in großer Angst. Unter ihnen Kleopas, der erste Bischof von Jerusalem, und Maria, die Frau des Klopas, die mit der Mutter Jesu und Maria Magdalena bis zum Tod bei Jesus blieben (Joh 19,25). Nach den Feiertagen erreichte die Zurückgezogenen die unglaubliche Nachricht: Jesus lebt. Bald darauf gingen Kleopas mit seiner Frau Maria, wenn wir die unterschiedliche Schreibweise des Namens für möglich halten, nach Emmaus, um einmal unter vier Augen zu sprechen: Halten wir beide diese Nachricht für möglich? Sie verließen die große Runde und gingen zurück nach Hause. 
Ich hatte beim Betrachten dieses Bildes ein „Ostererlebnis“: Das Bild der Emmausjünger war mir sehr vertraut; die zwei, die nach Hause gehen, die mit Jesus auf dem Weg die ganze Schrift diskutieren und ihn dann zu sich nach Hause einladen, wo ihnen die Augen aufgehen beim Brechen des Brotes.  Diese Geschichte habe ich seit meiner Kindheit gehört, habe sie im Bibliodrama mit anderen  durch gespielt, habe sie mit Kindern erschlossen, habe Emmausgänge in unseren Gemeinden mitgemacht. Aber diese Idee, dass es ein Mann und eine Frau waren, ein Paar, die mit Jesus gehen und essen, das war für mich ganz neu. Und es macht doch Sinn: Ein Paar geht nach Hause und lädt einen Fremden zu sich ein…
Ostern heißt, das alt Bekannte, Bewährte, manchmal Abgenutzte oder inhaltsleer gewordene neu entdecken, neu sehen, neu begreifen.  Dann fängt das Herz Feuer, dann springt neue Begeisterung über – dann ist Auferstehung. Mein Herz fängt Feuer bei diesem Bild: Mann und Frau gemeinsam, einvernehmlich, innig verbunden mit Jesus. Da sitze ich im übertragenden Sinne ja auf einmal als Frau selbst mit am Tisch!  
Ich wünsche uns allen gerade in dieser Zeit, die uns so viel Geduld abverlangt, das unser Herz Feuer fängt für das Neue in unserem Leben und unseren Gemeinden, dass uns die Augen übergehen und wir Auferstehung erfahren – hier und jetzt! 
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein Osterfest der Zuversicht und Hoffnung. 
Katrin Hollmann