Fronleichnam – das „Sommerfest“ der Kirche

Eucharistie
Datum:
Di. 26. Mai 2020
Von:
Gertrud Jansen

„Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ - das ist die offizielle Bezeichnung für das Fronleichnamsfest. Dabei steht das Brot (als Zeichen für die gesamte Eucharistie) im Mittelpunkt.

„Nehmt und esst“ und „Trinkt alle daraus“ ist der Auftrag und das Vermächtnis Jesu an seine Jünger. „Schaut und betet an“ hat er nicht gesagt.

Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) hat sehr viel Mühe darauf verwendet, die Gläubigen von der Schaufrömmigkeit des Mittelalters zur tätigen Teilnahme am Mahl zu bewegen. Die Ehrfurcht vor der Gegenwart Christi in diesem Sakrament hatte die Menschen früherer Jahrhunderte dazu getrieben, das Sakrament nur noch ganz selten zu empfangen, aber dafür umso mehr anzuschauen und anzubeten. Nicht zuletzt mögen dazu auch die rigorosen Nüchternheitsvorschriften und das Verlangen nach makelloser Lebensführung (oder auch der Druck vorher die Beichte abzulegen) beigetragen haben. Vom lebensspendenden Mahl für die Sünder und die „Kranken“ hatte sich das Sakrament eher zur Belohnung für die Gerechten und die „Gesunden“ gewandelt.

Die Konzilsväter versuchten dieser Entwicklung gegenzusteuern. Allen Gläubigen sollte vermittelt werden, dass der Empfang des Sakramentes zum vollen Vollzug der Mitfeier der Eucharistie dazugehört, Mittel- und Höhepunkt des liturgischen Lebens des Gottesvolkes sein soll.

Damals gab es auch Bestrebungen, das Fronleichnamsfest völlig abzuschaffen. Schließlich einigte man sich darauf, Fronleichnam gleichsam als sommerlichen „Gründonnerstag“ anzusehen, bei dem man Dank und Jubel für das große Geschenk der Eucharistie besser zum Ausdruck bringen kann als an dem vom Leiden Christi überschatteten Vorabend des Karfreitags. Die Konzilsväter bestanden aber darauf, dass die Eucharistiefeier den Kern dieses Festes bilden soll. Alles andere (Anbetung, Prozession, eucharistischer Segen usw.) verbuchten sie unter „exercitia pia“, d.h. fromme Übungen.

Diese dienen auch dem seelischen Heil, erreichen aber nicht den Grad der Sakramente. Sie sind häufig auch mit regionaler Tradition und Folklore verbunden. In anderen Ländern (z. B. den Niederlanden) wird Fronleichnam in der Messe des darauf folgenden Sonntags gefeiert.

Um einen etwas saloppen Vergleich zu nennen: Das Brauchtum rund um Fronleichnam ist so etwas wie die Sahne auf der Obsttorte. Es käme kaum jemanden in den Sinn, die Sahne ohne die Torte zu essen.

Halten auch wir es, so weit es in Corona-Zeiten möglich ist, im Sinne der Konzilsväter und feiern wir das Fest des Leibes und Blutes Christi mit der vollen Teilnahme an der Eucharistie, wie sie uns von Christus aufgetragen ist.

Gertrud Jansen