Gedanken zum Gebet des Vater unser

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Datum:
Mi. 16. Juni 2021
Von:
Diakon Wolfgang Türlings

Liebe Gemeindemitglieder!

Das Gebet des Vater unser beschäftigte mich immer schon. Ein uraltes Gebet, Jesu eigene Worte, sind uns so vertraut, manchmal vielleicht etwas zu vertraut?

Wir beten es seit Kindesbeinen an, es ist uns allen sozusagen in „Fleisch und Blut übergegangen“. Und darin liegt für mich auch ein wenig eine Gefahr. Es geht uns zuweilen doch sehr unbedacht über die Lippen, dabei sind die Worte doch so wertvoll, jedes einzelne und will doch mit Bedacht gesprochen sein.

Ich frage mich schon lange, ob wir diesem Gebet immer die ihm zustehende Aufmerksamkeit und Tiefe schenken.

Aus diesem Grunde habe ich einmal meine Gedanken zu Papier gebracht, die ich ganz persönlich mit diesem Gebet verbinde. Oftmals bete ich es so, dass ich die eigenen Dinge aus dem Herzen mit den einzelnen Zeilen verbinde:

Vater unser im Himmel

Ja, du unser aller Vater in den Himmeln, wo sie auch sein mögen, deine Himmel. In ihnen möchten wir sein, dort wo alles was unheil ist, heil wird. Dort wo alles Krumme gerade werden kann. Dort wo alles was das Leben bedrängt, unsere Seelen frei macht.

Geheiligt werde dein Name

Herr, dein Name ist so heilig, dass er mit Bedacht, mit Ehrfurcht ausgesprochen werden will. Du selbst bist der Heilige, dem wir mit Demut begegnen sollten. Wie oft benutzen wir deinen Namen für alles Unheilige. Wir wollen deinen Namen heiligen und ihn heilig halten, gib uns den Sinn und Verstand dafür.

Dein Reich komme

Wie wäre es schön, wenn dein Reich, deine Himmel schon hier auf der Erde erlebbar und spürbar wäre. Wie oft stehen wir uns selbst und unseren Mitmenschen im Wege, sollen wir doch an deinem Reich mitarbeiten. Hilf uns Herr, Baumeister an deinem Reich, an deinen Himmeln werden zu können.

Dein Wille geschehe

Herr, gib mir doch die Fähigkeit deinen Willen in meinem Leben zu erkennen. Dein Wille sei meine Sehnsucht.

Wie im Himmel, so auf Erden

Alles, alles soll von deiner Liebe zu uns Menschen erfüllt, ja bestimmt sein. Ach, wenn doch dein heiliger Wille überall, in den Himmeln und auf der Erde, Wirklichkeit werden könnte. Aber ich weiß ja auch, dass das ein gutes Stück auch von uns selbst abhängt.

Vergib uns unsere Schuld

Ja, Herr wer sollte uns die Schuld nehmen, wenn nicht du. Du kannst uns frei machen. Das ist nur so schwer zu spüren, weil uns oft doch das schlechte Gewissen plagt, wenn wir wieder einmal merken mussten, dass das was wir da gerade gesagt oder getan oder gedacht haben, nicht in Ordnung war.

Wie wir vergeben unseren Schuldigern

Das ist das schwerste überhaupt: Das nicht nur zu sagen, sondern auch wirklich und wahrhaftig zu meinen. Herr, gib mir Kraft, gib mir die Liebe dazu, denn das erhoffe ich doch auch für mich, dass mir vergeben wird.

Führe uns nicht in Versuchung

Nein, Gott, das kann und will ich nicht glauben, dass du uns in Versuchung führen willst. Daher bitte ich dich sehr, dass du mich an der Hand nimmst, wenn ich in Versuchung gerate. Führ uns leite mich in diesen elenden Versuchungen, die mich schwachen Menschen immer wieder belasten.

Sondern erlöse uns von dem Bösen

Ja, guter Gott, mach mich frei von allem Bösen in mir, in meinen Gedanken, Worten und Werken, von allem, was böse in mir sein will. Mach mich, mach uns alle frei von dem Bösen in der Welt. Es bedrängt uns oftmals so sehr, dass wir in Zweifel geraten. Das darf nicht sein.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

Wer, wenn nicht du Gott, Herr aller Mächte und Gewalten…? Wer wenn nicht du, der alle Ding vermag…? Wer, wenn nicht du unser Vater, der uns in diese Welt hineingeschenkt hat…?

In Ewigkeit. Amen!

-Stille-

Ja, liebe Mitchristen, können Sie, könnt Ihr mit diesen Gedanken etwas anfangen? Spüren auch Sie, spürt auch Ihr so etwas? Können auch Sie, könnt auch Ihr das Vater unser, auf diese Weise noch einmal neu ansehen? Fehlt ein wichtiger Gebetsgedanke?

Mich würden Ihre und Eure Gedanken sehr interessieren!

Ich freue mich auf jede Rückmeldung. Es grüßt ganz herzlich:

Ihr und Euer Diakon W. Türlings