Jüdische Feste - Schawuot

Schawuot (c) EKD
Datum:
Mi. 1. Juni 2022
Von:
Katrin Hollmann

Schawuot ("Fest der Toragebung".) wird genau fünfzig Tage nach dem Pessachfest begangen und feiert die Offenbarung der Tora am Sinai (Tora heisst übersetzt "Weisung" und bezeichnet im engsten Sinn die fünf Bücher Mose, auch das "Fünfbuch" genannt, die ersten fünf Bücher des alten Testamentes). Eigentlich ist jede Toralesung eine Vergegenwärtigung dieses Ereignisses, beim „Fest der Gabe der Tora“ aber noch einmal besonders, denn es werden die Zehn Gebote vorgetragen, die eine direkte Ansprache Gottes an Israel waren. Dieser Akt wird als eine Art Hochzeit zwischen Gott und Israel verstanden, und die Tora ist der Ehevertrag, der die gegenseitige Hingabe und Verpflichtung beider Liebender darlegt. Ein Sinnbild dieser Treue ist das biblische Buch Ruth, das dem Wochenfest als besondere Lesung zugeordnet ist. 

Schawuot ist eines der drei Wallfahrtsfeste und hat wie diese auch eine landwirtschaftliche Dimension. Es wird auch als „Fest der Erstlingsfrüchte“ bezeichnet, weil es den Beginn der Weizenernte und des Reifens der Sommerfrüchte in Feld und Garten markiert. Zum besonderen Festtagsopfer zu Tempelzeiten gehörte das Darbringen von Weizenbroten. 

Heute ist das Fest vor allem wegen des Tikkun, einer Lernnacht, populär, bei der man sich gemeinschaftlich bis in die frühen Morgenstunden dem Torastudium hingibt. Wach gehalten wird man dabei durch die Vielzahl süßer und herzhafter Gerichte aus Milch und Käse, die dem Fest seinen besonderen Geschmack geben. 

So wie für die Juden die Weisungen der Tora bewegend und sinnstiftend sind für ihre religiöse Identität, so sinn- und geiststiftend ist für uns das Pfingstfest als erstes Ereignis, dass die „Kirche“ entstehen ließ. „Dein Geist weht wo er will“ heisst es in einem Lied – auch heute will uns die Sache Jesu begeistern, wie damals die Jüngerinnen und Jünger. 

n diesem Sinne frohe Pfingsten wünscht euch und Ihnen
Katrin Hollmann