Leitartikel 22

MariaVerkündigung (c) Pixabay
Datum:
Do. 5. Dez. 2019
Von:
Ute Maria Spitzer

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben

Am 09. Dezember feiern wir das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria, auch bekannt als Verkündigung an Maria. Die Verkündigung an Maria ist die Berufung Marias, der sie – nach einigem hin und her – folgt. Vielleicht kennen Sie das auch, ich kenne es in jedem Fall: Manchmal kann es ganz schön schwer sein, dem Ruf Gottes zu entsprechen.

Schauen wir doch einmal genauer auf den Text.

  1. a) Zunächst wird eine Notsituation beschrieben. Palästina ist in der Zeit vor Jesu Geburt besetzt und steht unter römischer Fremdherrschaft. Es herrscht Gewalt, Widerstand wird nicht geduldet. Im Magnificat, dem Lied, das die schwangere Maria "singt", beschreibt sie ihre Situation als Erniedrigung, ein damals gebrauchter Begriff für Gewalt gegen Frauen, auch Vergewaltigungen hier durch die Besatzungsmacht.

Wir alle kennen innere und äußere Notsituationen. Ist es nicht so, das gerade in diese hinein, zumindest im Rückblick betrachtet, Gott oft Seine Zusage gelegt hat? Wie schwer ist es das Wirken Gottes in schweren Zeiten und Situationen zu spüren. Maria ging es nicht anders.

  1. b) Der Auftrag: Der Engel trat bei ihr ein und verkündete ihr "Du wirst ein Kind empfangen ... dem sollst du den Namen Jesus geben .... Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben." Wir können uns fragen: Was bedeutet es für Sie/für mich, wenn plötzlich ein Gottesbote meinen bisherigen Lebensplan durcheinander bringt. Wie erlebe ich diese Zumutung? Diesen Auftrag? Ein Kind anzunehmen, Trauernde zu trösten, Kranke zu pflegen, eine völlig verändernde Lebenssituation zu bejahen.
  2. c) Welche Einwände fallen mir ein? Auch Maria hatte Einwände. "Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?". Ihr Einwand zeigt, dass die Antwort auf Gottes Ruf alles andere als einfach ist und dass der Mensch auch Nein sagen kann.
  3. d) Marias Bedenken werden durch die Zusicherung des Beistandes Gottes ausgeräumt
  4. e) Zustimmung: und sie stimmt zu. "Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe wie du gesagt hast." Sie, die in der sozialen Werteordnung ganz unten steht, fragt niemanden. Sie stimmt aus eigenem Antrieb selbstbewusst zu, sie trifft eine aktive Entscheidung und entspricht der Erwählung Gottes.

Das NT beschreibt immer konkrete Situationen der Menschen und versucht Antworten zu geben gerade in schweren Situationen. In unsere "Erniedrigungen", unsere Wunden, unsere Brüche hinein legt Gott seine Zusage, Ich bin da. Genau dahinein wird Gott Mensch. Maria sagt Ja, zu dem Leben, das in ihr wachsen will.

Sie entspricht dieser Berufung durch ihr „Ja“, das sie durchträgt bis unter das Kreuz Jesu.

Im Angelus, dem Engel des Herrn beten wir: "Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft und sie empfing vom Heiligen Geist. Maria sprach: Siehe ich bin die Magd des Herrn, und mir geschehe nach deinem Wort. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt."

Ute Maria Spitzer         
Gemeindereferentin