Manchmal gibts auch Schönes?!

Wolfgang Türlings (c) Weggemeinschaft BBB
Datum:
Do. 29. Apr. 2021
Von:
Wolfgang Türlings

Liebe Pfarrangehörige in Born,  Bracht und Brüggen!
Ich hatte mal wieder die Aufgabe übernommen das Pfarrbriefvorwort zu schreiben. Fragend schaute ich unsere Pfarrsekretärin Alexandra Scherrers an: "Was für ein Thema steht denn an?" fragte ich sie.
"Na, schreib doch mal was ganz anderes als sonst," bekam ich zur Antwort. Was ganz anderes? Was sollte denn das sein, überlegte ich. "Naja," meinte sie, "schreib doch mal was Erfreuliches, was Schönes, was Aufbauendes. Etwas, das die Leute interessiert, was sie einfach schön finden", sagte sie.
Was sollte denn das wohl sein? Draußen war es fies kalt, dazu graupelte es genau in diesem Moment. Der Frost ließ die gerade erst gepflanzten Blümchen wieder erfrieren, der Himmel war grau und Corona macht uns allen das Leben auch nicht gerade lustiger, eher manchmal genau das Gegenteil.
Und unsere Kirche selbst…? Da wollte ich aber in diesem Moment auch nicht dran denken. Die macht nämlich auch uns Pastoralen zuweilen das Leben sauer. 
Und ich sollte was „Schönes“ schreiben. Na toll!
Aber da fiel mir doch noch eine Kleinigkeit ein: Unsere Taufen!  Wenn etwas doch noch so einen kleinen Sonnenschein in unseren kirchlichen Alltag bringt, dann sind das tatsächlich die Taufen.
Und daran ist zurzeit absolut kein Mangel. An jedem Wochenende darf ich in einer unserer Kirchen Tauffamilien begrüßen. Am Anfang meines Dienstes als Diakon habe ich die Täuflinge noch gezählt, aber das habe ich dann doch schnell aufgegeben. Da kam ich gar nicht mehr hinterher und seit wir keinen Pfarrer mehr haben, mit dem ich mir die Dienste seinerzeit teilte, kommt nun wirklich diesbezüglich keine Langeweile auf, vorsichtig gesagt….
Aber es fallen mir doch tatsächlich ein paar sehr schöne Begebenheiten zu den Taufgottesdiensten ein.
Da war doch die Geschichte eines Sonntages in Born: Ich kam wie üblich mittags zur Kirche St. Peter, da kam mir ganz aufgeregt die damalige Küsterin entgegen und sagte: Herr Türlings, wir haben heute keinen Organisten, was machen wir denn da bloß?
Diese kleine Unterhaltung hatte ein Drehorgelspieler in seiner roten Livree und mit Zylinder auf dem Kopf vor dem Kirchenportal mitbekommen. Er bot sich gleich an und meinte nur, dass das nun wirklich kein Problem sei, er könne doch einspringen mit seiner Drehorgel spielen. Auf meinen Einwand hin, dass wir doch Kirchenlieder bräuchten und leider keinen Walzer oder ähnliches, spielte er mir direkt erst einmal „Großer Gott, wir loben dich" vor. Und der gute Mann hatte noch viel mehr Brauchbares „auf der Walze“.
Ich war nicht nur sofort überzeugt, sondern auch total begeistert. Und das hat dann auch ganz wunderbar funktioniert. Sie können sich ja bestimmt vorstellen, liebe Leser, was das dann für eine außergewöhnliche Taufe wurde. Das hatten wir alle noch nicht erlebt. Das bleibt allen in Erinnerung.
Oder die Begebenheit in St. Nikolaus, als der Täufling so unglaublich viel Freude daran fand, mit seiner kleinen Stimme den Widerhall des großen Kirchengebäudes dauerhaft zu erproben (Ich hoffe, dass ich das jetzt ganz nett beschrieben habe). Nun, auf jeden Fall wollte es kein Ende nehmen und keiner wusste woran es lag? Hatte der Täufling Hunger oder Durst oder war ganz einfach nur die Aufnahmekapazität bestimmter Aufnahmebehältnisse auf der Rückseite des Kindes erschöpft?
Sie können sich sicher auch vorstellen, dass es nicht einfach ist, gegen so eine „Stimmung“ anzusprechen und im Ritus schlicht weiterzukommen. Die Folge war, dass der Vater zu schwitzen begann, die Mutter zu schwitzen begann, der Diakon zu schwitzen begann und die liebe Verwandtschaft der Familie immer ratloser wurde. 
Da fiel mir nur ein, den Vater zu bitten, mir das Kind doch mal kurz zu überlassen und mit dem Täufling auf dem Arm ging es dann doch munter weiter. Der Kleine war so überrascht, auf einem fremden Arm gelandet zu sein, dass er doch glatt vergaß weiter zu schreien. Und ich dachte mir nur: Geht doch…
Ja, liebe Borner, Brachter und Brüggener, es gäbe da schon noch die eine oder andere schöne Geschichte zu erzählen. Aber, wie heißt es doch am Ende oft? Das hebe ich mir für das nächste Mal auf.
Ganz herzlich: Ihr und Euer Diakon Wolfgang Türlings

Taufe 6 (c) Weggemeinschaft BBB - privat