Wer Boot fährt, wird auch nass

Boot (c) Pixabay
Datum:
Di. 7. Jan. 2020
Von:
Kristina Jansen

Jeden Abend  gab es die gleiche Diskussion am Abendbrottisch, und wahrscheinlich an tausenden anderen Abendbrottischen auch. Der Grund: Unser Kind, damals 2,5 Jahre alt, pickte sich immer die Wurst vom Brot – und ließ es dann links liegen.

Das geht natürlich nicht, sagte ich mir, und entwickelte eine Strategie. Es gab immer nur ein kleines Stück Brot mit Wurst nach dem anderen. Leckereien wie Gurke – gerne einzige Nahrungsquelle – gab es auch erst wenn das Brot weg war. Ein Kampf: Stück für Stück durch die Brotscheibe. Meine Strategie ging meist auf. Trotzdem war klar, am nächsten Abend würden wir wieder miteinander ringen.

Ich glaube, dass Gott mit mir genauso ringt. Denn auch ich picke mir gerne die Rosinen aus der Bibel und damit die Wurst von meinem Glaubensbrot. Gerne soll  Gott für mich sorgen (1. Petrus 5,7), meine Gebete ohne Umschweife erhören (Matthäus 7,7). Und gerne lasse ich mich von seinen Engeln auf Händen tragen (Psalm 91,12).

Nachfolge kann so schön sein.

Jesus kümmert es nicht!

Eine kleine Episode aus dem Matthäus-evangelium macht ganz deutlich, dass mehr dazugehört.

Jesus und seine  Jünger wollen mit dem Boot ans andere Ufer des Sees Genezareth (Matthäus 8, 23 -27).

Die Geschichte könnte so schön weiter-gehen. „Und sie ließen sich über die spiegelglatte See in den Sonnenuntergang gleiten, Jesus öffnete seinen riesigen Picknickkorb, alle hauten richtig rein und hielten dann ein Nickerchen.“

Was die Jünger wirklich  erwartete, könnte anders nicht sein. „Plötzlich brach auf dem See ein gewaltiger Sturm los, sodass das Boot von den Wellen überflutet wurde“. Und das  Beste:

Jesus scheint das  gar nicht zu kümmern. Während seine Jünger schon mit dem Leben abschließen, schläft er.

Auch so kann Nachfolge sein. Wer mit Jesus im Boot unterwegs ist, kann auch mal nass werden – und manchmal scheint es, als ob Gott das auch noch völlig  egal ist.

Wo ist Gott?                  Mitten im Sturm!

Es folgt die Lektion fürs Leben. Mit wenigen Worten stillt Jesus den Sturm. Er sagt damit: “Ruhig Blut, diese Situationen gehören dazu. Aber auch jetzt bin ich bei dir. Gerade in diesen Momenten wirst du mich am stärksten spüren.“

Das sind für mich die Brot-Momente für meinen Glauben. Schwere Zeiten, Zweifel – und Gott weit weg.

Einfach sind diese Momente nicht.

Und wie ich damals mit unserem Kind wird auch Gott mit mir noch einige Anläufe brauchen, um mir dieses Brot schmackhaft zu machen. Aber ich merke immer mehr: Auch diese Erlebnisse gehören zur Nachfolge dazu. Es sind gerade diese Momente, die meinen Glauben dauerhaft, stark und reif machen können. Viel mehr als ein Glücksmoment nach dem anderen. Denn diese Zeiten lassen mich in Gottes Arme laufen. Ich mache mich neu auf die Suche nach ihm – und merke, dass er nicht nur bei ruhiger Fahrt für mich sorgt, mich hört und trägt, sondern gerade mitten im Sturm.

Gerade jetzt am Jahresanfang  wünsche ich euch treue und unerschrockene Gefährten auf der Reise mit eurem Boot. Ich wünsche euch und auch mir selbst, dass viele Brot-Momente auf uns warten. Dass uns gerade in schweren Zeiten Gott sagt:

Ruhig Blut. Ich bin bei dir!

Ein gesegnetes Jahr wünscht für das Leitungsteam Ihre/Eure

Kristina Jansen