Die Orgel

Foto Prospekt Paul Müller Orgel 1832 in Bracht (c) Weggemeinschaft BBB

Die Orgel in St. Mariä Himmelfahrt in Bracht von Paul Müller, Reifferscheid, 1832

  • 1688: Erste urkundlich Erwähnung einer Orgel in Bracht

  • 1823: umfangreiche Reparaturarbeiten an der Orgel

  • 1828: Ein Erdbeben führte zu Rissen im Turm

  • 1830, 9. Juni: Einsturz des Turmes. Man wollte die Orgel kurz vorher noch retten, aber es war zu spät. Ein großer Teil des Kirchenschiffes bis zum Beginn des Chores wurde beschädigt. Beim Abtragen des Turmes kamen auf tragische Weise eine Mutter und zwei ihrer Kinder ums Leben.

  • 1832: Vom 28. März bis 26. Juli Wiederherstellung des Gewölbes. Bis Anfang Oktober Bau der neuen Orgel und Bühne vom Schreiner Leonard Teves und Paul Müller aus Reifferscheid in der Eifel (1773 - 1843). Einweihung am 8. Dezember (Mariä Empfängnis) 1832.

  • Ausstattung der Orgel: 2 Manuale, 22 Register, angehängtes Pedal, Schleifladen (bei einigen Registern geteilt). Es fehlten die sonst mächtigen Pedaltürme zu beiden Seiten. Das Unterwerk ist kein Pianowerk, sondern eher ein Positiv im barocken Sinne. Die Disposition hat die für das Rheinland typische französisch barocke Ausprägung. Der Klang wurde als warm und weich beschrieben.

  • Paul Müller: Bekannte Werke in Rickelrath (Wegberg) 1829, Arsebck Wildenrath 1827.
    Von den Nachfolgern wurde 1859 die Orgel der Kapelle in Elmpt Overhetfeld gebaut.

  • 1913: Erweiterung durch Firma Tibus: diverse Register (u.a. eine neue Gambe 8‘)

  • 1917: Beschlagnahme der zinnhaltigen Prospektpfeifen zum Einschmelzen für Kriegszwecke (Principal 8‘ und Praestant 4‘)

  • 1923: Ersatz der Prospektpfeifen mit minderwertigem Material durch Tibus (Kosten für die Reparatur: 88 Milliarden Mark)

  • 1932: Hinzufügen einer Posaune im Pedal

  • 100 Jahre Dienst der Müller Orgel

  • 1949: Eine neue Windmaschine / Gebläse versorgt die bisherigen Bälge, da in der Pfarrchronik ein Mangel an Blasebalgtretern, den sog. Calcanten, vermerkt wurde.

  • 1952: Die Orgel ist in einem schlechten Zustand. Der Aachener Domorganist empfiehlt eine Modernisierung mit Bau eines elektrischen Spieltisches, andere Sachverständige empfehlen eine Restaurierung.

  • 1953/54: Restaurierung durch Firma Stahlhut aus Aachen

  • Tausch der Gambe 8‘ gegen eine seinerzeit modische Quintadena 8‘

  • Ein eigenständiges Pedal mit 6 Registern wurde hinzugefügt (C – f1)

  • Aufgabe von 2 "halben" Registern (Clarion 4" Bass sowie Salicional 8" Diskant)

  • Wahrscheinlich Erneuerung der Klaviaturen

Der Orgel wurde nach der Restaurierung in Fachkreisen wertgeschätzt, es erfolgten diverse Konzerte und mehrere WDR Rundfunkaufnahmen.

Leider war die Haltbarkeit der durchgeführten Restaurierung nur von kurzer Dauer.

  • 1968: Erweiterung, Umbau und Modernisierung durch die Fa. Stahlhut. Durch diese Maßnahme war die Orgel keine Denkmalorgel mehr.

  • Abriss der vorhandenen Holztraktur (Verbindung Taste - Pfeife), diese wurde durch eine "moderne" Leichtmetalltraktur mit Wiener Kapseln ersetzt.

  • Bau eines zusätzlichen Chorpositivs mit Schweller und 5 Registern (elektrische Traktur)
    Damit gab es zwei unterschiedliche Traktursysteme in einem Instrument mit allen damit verbundenen Problemen.

  • Bau eines neuen, separat stehenden Spieltisches, Ansteuerung der Chororgel durch das Oberwerk (Unterwerk und Oberwerk wurde beim Umbau getauscht), hinzu kamen 2 freie Kombination und Tutti als Spielhilfen. Ansteuerung der Registerschleifen durch elektrische Schleifenzugmotoren.

  • 1995: Die Orgel befindet sich wieder in einem sehr schlechten Zustand: Mehrere Register der Orgel sind nicht mehr spielfähig, die Orgel ist durch Verschleiß der modernen Traktur nur noch mit großem Kraftaufwand spielbar. Die Organisten äußern den Wunsch nach Verbesserung der Situation.

  • 2006: Die Elektrik im Spieltisch und in der Orgel wird als Gefahrenquelle eingeschätzt (Funkenbildung), einige Pfeifen im Orgelinneren sind unter ihrem Eigenwicht kollabiert

  • 2008: Ausschreibung der Restaurierung (nach ursprünglichen Überlegungen über eine "Reparatur")

  • 2011 - 2016: Restaurierung durch Orgelbaufirma Andreas Schiegnitz

  • 11. Dez. 2016: Einweihung der restaurierten Orgel. Die Orgel ist wieder in die Liste der Denkmäler aufgenommen worden. Die einzige bekannt und mit ca. 70% Original Pfeifen weitgehend erhaltene Orgel von Paul Müller konnte wiederhergestellt und gerettet werden.
    Der alte warme und weiche Klang ist wieder da!

 

Disposition

Diposition und Ausstattung der Paul Müller Orgel

 

 

2 Manuale (C-g3) und Pedal (C-d1), 23 Register, mechanische Schleifladen,

 

3 Keilbälge mit Aufzug über Motoren, wahlweise auch zum Treten, Winddruck 70 mm WS,

Spielhilfen: Schiebekoppel Unterwerk an Hauptwerk sowie eine Koppel Hauptwerk an Pedal

Stimmtonhöhe 430 Hz bei 16° C., Temperierung „Volgmann – kleine Stadt“.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hauptwerk

 

 

Unterwerk

 

Pedal (Schiegnitz)

Principal 8‘ (Prospektpfeifen)

Prestant 4‘ (Prospektpfeifen)

Subbass 16‘

 

Bordun 16‘ Bass und Diskant

Bordun 8‘

 

Octavbass 8‘

 

Hohlflaut 8‘

 

 

Solicional 8‘ Diskant

Octav 4'

 

Octav 4‘

 

 

Flaut 4‘

 

Posaune 16‘

 

Gamba 8'

 

 

Octav 2‘

 

 

 

Quint 2 2/3‘

 

 

Cimbal 2-fach

 

 

Octav 2‘

 

 

Hautbois 8‘ Diskant

 

 

Tertz 1 3/5‘

 

 

Cromhorn 8' Bass

 

 

Mixtur 1 1/3‘ 3-fach

 

 

 

 

 

Claron 4‘ Bass

 

 

 

 

 

Trompett 8‘ Bass und Diskant

 

 

 

 



Link zur Webseite des Orgelbauers mit Beschreibung des Projekts und Detailfotos

https://www.voceumana.de/restaurierungen/brueggen-bracht-mariae-himmelfahrt/