Licht über Betlehem

Krippe (c) Pixabay
Datum:
Do. 20. Dez. 2018
Von:
Katrin Hollmann

Im Rahmen meiner neuen Aufgabe in der Sozialpastoral als Seelsorgerin für die Menschen, die Hilfe brauchen, bin ich seit einiger Zeit im Gespräch mit einem Menschen, der durch eigenes Verschulden seine Wohnung verloren hat und damit an einen Punkt gekommen war, wo ihm der Boden unter den Füßen weg zu rutschen drohte. Er fühlte sich selbst schuldig, sehr unwohl in der Obdachlosenunterkunft, mutlos und am Ende. Trotzdem bemühte er sich um eine neue Arbeit und darum, jeden Morgen aufzustehen und seine Probleme von neuem anzupacken. In ihm war nach wie vor ein Drang nach einem würdevollen Leben, nach einer sinnvollen Aufgabe. Das versuchte ich ihm in unseren Gesprächen zu vermitteln.

Und langsam kommt wieder etwas Licht in sein Leben. Er hat eine Stelle in Aussicht. Und er weiß selbst, wenn er erst wieder regelmäßige Arbeit hat, dann hat er seine Aufgabe zurück, dann geht es ihm nicht nur finanziell, sondern vor allem menschlich wieder besser. Ob er der Aufgabe gewachsen ist, ist noch unklar. Aber ich habe ihn auf jeden Fall ermutigt, sein Leben damit neu anzupacken.

Als Dank für meine Begleitung brachte er mir am Tag nach dem letzten Gespräch eine Packung Pralinen vorbei. Das ist für mich das „Licht über Betlehem“, das wir auf unserem Pfarrbrief vorne sehen: In die Dunkelheit der Stadt Betlehem im Hintergrund fällt ein hell strahlendes Licht vom Himmel, ein Sternenlicht. Es erleuchtet das neugeborene Kind und seine Mutter in Gelb- und Rottönen.

Dieses hell erleuchtete Paar steht für den zarten Anfang, den jeder von uns machen kann. Jede und jeder von uns darf sich erleuchten lassen von diesem Geschenk: Neues Leben ist möglich, nein es ist da. Die Würde deines Wesens erstrahlt in einem neuen Licht. Mut und Hoffnung werden wach. So ging es ganz konkret dem Menschen, der mir aus Dank etwas brachte und mich damit erfreute und beschämte: Denn es braucht nicht viel, um den anderen in seiner Würde und in seinem Licht, das von Betlehem ausstrahlt, wahrzunehmen und zu ermutigen.

Ich wünsche uns allen dieses Licht über Betlehem. Neues Licht am Ende einer langen Dunkelheit – der Trauer, der Angst, der Verzweiflung. Ich wünsche uns den Hoffnungsfunken, der das Blatt wendet und uns neues Leben schenkt. Ich wünsche uns den neuen Anfang, der uns neu unsere Würde und Zuversicht zurück bringt.

Ich wünsche uns, dass wir den anderen immer wieder neu im Licht von Betlehem sehen können: Dann sehen wir sein Wesen, seine Würde und seine Möglichkeiten. Schauen wir genau hin: In jedem Menschen steckt dieser göttliche Funke, der an Weihnachten zur Welt kam, klein als ein Kind. Sein Licht leuchtet für alle.

Im Namen des Leitungsteams wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest

Katrin Hollmann